Das ist der sechste Teil einer Serie von Artikeln zum Thema „Anleitung Portraitmalen“.
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Das Gesicht:
So, jetzt stehen wir wieder vor der Frage, womit wir beginnen. Das Gesicht selbst hat drei Ebenen: Das Auge (die Ebenen des Auges haben wir am Anfang der farblichen Gestaltung schon besprochen), dann die Haare (Augenbrauen, Bart und Kopfhaar) über der Haut. Später folgt noch die Ebene der Kleidung, die Haut und gegebenenfalls Haare bedeckt.
Es ist also ganz einfach: Wir fangen mit den Augen an.
Augen:
Die Augen sind das Wichtigste des Portraits, da es durch sie lebendig wird!
Auch bei den Augen fangen wir wieder mit der untersten Ebene an, den weißen Bereichen des Auges. Ich male diese immer mit Deckweiß aus, da kein Auge blütenrein wie das Papier ist und sich die richtige Farbe und die Übergänge viel leichter gestalten lassen, wenn eine weiße Grundierung vorhanden ist.
Danach beginne ich mit der Pupille. Dabei decke ich die Lichtreflexionen, die das Auge lebendig machen, mit Rubbelkrepp ab, um nicht darum herum malen zu müssen.
Dann fülle ich die Pupille von innen nach außen sternförmig mit schwarz aus (keine scharfe Linie ziehen, die gibt es im Auge nicht). Auch den dunklen Ring um die Iris gestalte ich mit kleinen Strichen und nicht mit einer durchgehenden Linie.
Dann immer von innen nach außen sternförmig die verschiedenen Bereiche mit Farbe füllen.
Und schließlich die Farben miteinander vermalen
und helle Akzente setzen (z.B. mit dem Radierstift einige Bereiche der Iris aufhellen).
Wenn ich zufrieden mit dem Ergebnis bin entferne ich das Rubbelkrepp und „entschärfe“ die Farbränder. Dann werden die weißen Bereiche des Auges entsprechend der Vorlage gestaltet.
Danach folgt die nächst Ebene – das Augenlid.
Und schließlich, als vorderste Ebene, die Wimpern.
Achtung: Frauen haben in der Regel längere Wimpern als Männer, so dass auch die weiteren Bereiche der umliegenden Haut zuerst gemalt werden sollten, da diese von den weiblichen Wimpern überdeckt werden könnten.
Ebenso macht ihr es mit dem anderen Auge.
Hier noch ein Hinweis zum Umgang mit den Farben: Ich benutze nie Farbe pur aus dem Napf!
Jede Farbe, auch wenn ich sie nicht mischen möchte, wird erst auf die „Mischpalette“ aufgetragen und von dort aus benutzt. Dadurch lassen sich die Farbintensitäten viel besser bestimmen und das Mischen der Farben fällt leichter. Außerdem bleiben die ursprünglichen Farben sauber.
Danach folgt die Gestaltung der das Auge umgebenden Bereiche. Ihr werdet schnell feststellen, dass die vorgezeichneten Linien unter der Farbe verschwinden. Daher male ich Linien, die ich später noch brauchen werde (z.B. die Falten), mit dünnen, nicht zu dunklen Strichen vor.
Wie auch im Auge fange ich mit groben Farbbereichen an, die ich dann immer mehr vermale und verfeinere. Wie ihr sehen könnt, ist die Augenbraue (vorderste Ebene) noch ausgespart, aber die Hautpartie darüber schon mit einbezogen.
Jetzt folgt die „Grundierung“ des Augenbrauen-Bereichs mit stark verdünnter Farbe.
Das ist nötig, damit später keine weißen Stellen zwischen den Augenbrauen-Haaren hervorleuchten.
Dann werden die einzelnen Härchen der Augenbraue mit einem ganz dünnen Pinsel (0er) gemalt.
Achtung: Wuchsrichtung der einzelnen Haare beachten!
Wenn die Farbe gut angetrocknet ist, mit einem dickeren Pinsel (1er), mit der gleichen, stark verdünnten Farbe die Augenbraue vorsichtig vermalen. Achtung, nicht zu fest und/oder zu oft über die gleiche Stelle gehen, da die Farbe sonst zu stark angelöst wird!
Wie ihr an diesen Beispielbildern sehen könnt, lasse ich Farbkanten nur dort stehen, wo ich sie auch später noch sehen möchte (hier als Falten) und lasse alle anderen Farbflächen „auslaufen“, damit ich dort später wieder ohne unschöne Farbkanten neu ansetzen kann.
So, damit haben wie den Bereich der Augen fertig und können uns im nächsten Teil der Nase und dem Mund zuwenden.
Teil 7 folgt in Kürze..