Das ist der siebte Teil einer Serie von Artikeln zum Thema „Anleitung Portraitmalen“.
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Nase und Mund
Die Nase:
Als nächstes folgt der für mich immer schwierigste Teil des Gesichts – die Nase.
Warum ist die Nase schwieriger als die Augen? Weil sie wenig klare Linien hat und ja eigentlich eine dreidimensionale Form hat, die auf unserem Blatt nur zweidimensional, hauptsächlich durch Schattierungen, dargestellt werden muss.
Aber auch hier gehen wir nach bewährter Weise vor: Zunächst die verschiedenen Farbflächen grob vor malen, wobei hier zunächst den dunkleren Bereichen eine höhere Bedeutung zukommt.
Dann die Flächen vermalen und Details (hier die Nasenlöcher) einfügen. Zum Schluss wieder die hellen Akzente setzen. Durch das Zusammenspiel von dunklen Bereichen (weiter hinten liegende Bereiche und Schatten) und hellen Bereichen (liegen weit vorne und werden angeleuchtet) entsteht der dreidimensionale Eindruck.
Noch ein Tip: Die Farbe schwarz verwende ich außer in den Pupillen (und gegebenenfalls für Haaren) nicht in einem Gesicht. Schatten, Wimpern und Nasenlöcher male ich mit einem dunklen Braun (z.B. Sepiabraun), da Schwarz viel zu intensiv und zu kalt ist. Außerdem macht Schwarz die Farben beim Mischen „dreckig“.
Es folgt der Übergang zwischen Nase und Mund. Dieser ist in der Regel recht einfach und unspektakulär, bei unserem Daniel Craig jedoch sehr ausgeprägt und ein charakteristisches Merkmal seines Gesichts und bedarf daher einer größeren Aufmerksamkeit als gewöhnlich.
Wieder können wir nur durch Schattierungen die dreidimensionale Ausprägung der Rinne zwischen Nase und Oberlippe darstellen, wobei die tiefer liegenden Bereiche dunkler und die hochstehenden Bereiche heller sind. Zum Herausarbeiten der hellen Bereiche eignet sich hier ein gut gespitzter Radierstift sehr gut.
Wie ihr vielleicht bereits gemerkt habt, gehe ich nicht nach der klassischen Aquarellier-Methode vor und lasse an hellen Stellen die Farbe weg, sondern male erst Farbe hin, die ich dann gezielt wieder wegnehme. So erreiche ich viel weichere Farbübergänge, die ich gerade bei den Portraits brauche und die den Fotorealismus meiner Bilder unterstützen.
Der Mund:
Auch der Mund ist nicht so einfach, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. Schaut man sich einen geschminkten Frauenmund an, ist es kein Problem, diesen zu malen: gut abgegrenzte Umrandungen, homogene Farbe, höchstens ein paar Lichtreflexe. Doch bei ungeschminkten Lippen und erst recht bei einem Männermund, sieht die Sache schon ganz anders aus. Dort finden sich keine klaren Linien (wie wir ja schon bei der Vorzeichnung gemerkt haben), erst recht keine einheitliche Farbe und die Übergänge zur normalen Haut (vor allem bei der Unterlippe) sind sehr fließend.
Also gehen wir wieder vor wie gehabt: keine Linien malen (außer die, die wir haben wollen, hier die Falten in der Unterlippe), erst Farbflächen festlegen und dann vermalen.
Den Übergang Richtung Kinn lasse ich zunächst sehr diffus.
Achtung: Bei der Farbe der Lippen solltest du vor allem bei Männerlippen auf intensive Rottöne verzichten! Besser geeignet sind rötliche Brauntöne (z.B. Caput mortuum (Nr. 645), Englisch-Venez. Rot (Nr. 649) oder Krappbraun (Nr. 670)). Bei intensiven Rottönen wirken die Lippen sonst später wie geschminkt und aufgespritzt.
Dann den unteren Rand der Unterlippe in Hautfarbe (ich benutze als Haut-Grundton Nr. 230 Neapelgelb rötlich) auslaufen lassen und mit dem dunklen, tiefer liegenden Teil zwischen Mund und Kinn verbinden.
Zum Schluss wie immer alles vorsichtig vermalen und die hellen Akzente in die Lippe setzen.
Damit haben wir den wichtigsten Teil des Gesichts geschafft und man kann ihn schon ganz gut erkennen.
So, damit haben wie auch den Mund fertig.
Teil 8 (Wangen, Kinn, Ohren, Stirn und Hals) folgt in Kürze..